Das Team war gespalten - Raphael Wicky im Interview 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-13

Herr Wicky, auf der HSV-Home­page ist zu lesen, Ihr wit­zigstes Fuß­ball­er­lebnis war der Elfer-Ver­such von Ingo Hertzsch bei einem Vor­be­rei­tungs­tur­nier in Öster­reich. Was war da los?

Irgend­etwas muss man da ja schreiben… (lacht) Aber es stimmt, das war vor etwa fünf Jahren, als Ingo Hertzsch noch beim HSV spielte und wäh­rend eines Vor­be­rei­tungs­tur­niers den Ball beim Elf­meter mit Voll­spann gut fünf Meter übers Tor und fast aus dem Sta­dion geschossen hat.

An Elf­meter haben Sie nicht nur wit­zige Erin­ne­rungen. Wie lange hat Sie das WM-Ach­tel­final-Aus im Elf­me­terschießen, als sämt­liche Schweizer Schützen vom Elf­me­ter­punkt schei­terten, noch beschäf­tigt?

Dass wir spe­ziell durch die ver­schos­senen Elf­meter aus­ge­schieden sind hat mich nicht lange beschäf­tigt, das kann pas­sieren. Aber das Aus­scheiden an sich war natür­lich bitter. Wann steht man schon mal bei einer WM in der Runde der letzten Acht? Das mög­liche Vier­tel­fi­nale gegen Ita­lien hätte in meinem“ Sta­dion in Ham­burg statt­ge­funden, da wäre ich natür­lich gerne dabei gewesen. Mit dieser Tat­sache hatte ich also mehr Mühe. Dass man sich immer noch über uns lustig macht, weil wir keinen ein­zigen Elf­meter rein geschossen haben, damit muss man leben.

Gab es denn mann­schafts­in­tern Vor­würfe an die Schützen?

Nicht dass ich wüsste. Es gab da zwar Gerüchte, dass sich einige bei den Schützen beschwert hätten, aber ich per­sön­lich habe das nicht mit­be­kommen. Des­wegen kann ich da auch nichts zu sagen. Ich jeden­falls mache nie­mandem einen Vor­wurf. Elf­meter werden jede Woche ver­schossen. Das ist selbst Mara­dona pas­siert.

Sehen Sie in dem Elf­meter-Drama Ihr per­sön­li­ches Omen für die äußerst ent­täu­schende Hin­runde des HSV?

Nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das eine ist die Natio­nal­mann­schaft und das andere ist der Verein. Trotz des unglück­li­chen Aus­schei­dens war die WM für uns ein sen­sa­tio­nelles Tur­nier voller Euphorie und einen super Publikum. Ich behalte von der WM zu aller­erst das Posi­tive in Erin­ne­rung.

In der Hin­runde schien sich alles gegen den HSV ver­schworen zu haben. Haben Sie da manchmal am Fuß­ball­gott gezwei­felt?

Eigent­lich nicht. Ich bin nicht der Typ, der an einem Fuß­ball­gott glaubt. Die ganze Saison war eine ein­zige Kata­strophe für den HSV, auch wenn es mit der Qua­li­fi­ka­tion für die Cham­pions League eigent­lich gar nicht so schlecht begann. Wir sind jetzt erst mal froh, dass wir den Abstieg ver­mieden haben, was eigent­lich eine große Leis­tung ist, wenn man bedenkt, dass wir nach der Hin­runde nur 13 Punkte hatten. In der Hin­runde kam ein­fach viel zusammen: Durch die WM sind viele Spieler erst spät in die Vor­be­rei­tung ein­ge­stiegen, einige Neu­zu­gänge sind erst im August zu uns gestoßen, wir hatten großes Ver­let­zungs­pech, und wir haben natür­lich wich­tige Leis­tungs­träger abge­geben. Aber dass es der­maßen schlecht laufen würde, hat nie­mand geglaubt.

Gab es in der mona­te­langen HSV-Krise Momente, in denen Sie über­haupt keine Lust mehr auf Fuß­ball hatten?

Nein, die Lust auf Fuß­ball ver­geht mir nicht so schnell. Man stellt sich natür­lich Fragen, warum es so schlecht läuft, warum man nicht mehr gewinnt und man ver­sucht, die Lage zu ana­ly­sieren. Aber es gab auch schöne Momente, zum Bei­spiel in der Cham­pions League, auch wenn es nicht son­der­lich viele waren.

Was haben Sie getan, um sich von dem psy­chi­schen Stress zu rege­ne­rieren?

Man redet natür­lich auch im pri­vaten Umfeld dar­über, aber man muss auch abschalten können und Dinge jen­seits des Fuß­balls unter­nehmen. Ins Kino oder ins Theater gehen, sich mit Freunden treffen und dann nicht ständig über Fuß­ball reden. Aber ganz ver­meiden lässt sich das Thema Fuß­ball natür­lich nicht.

Bekommen gerade in sport­lich schwie­rigen Zeiten das per­sön­liche Umfeld und die Hobbys eine grö­ßere Bedeu­tung, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen?

Das pri­vate Umfeld ist immer wichtig, aber in erster Linie ist man auf sich selbst ange­wiesen. Mit dem Druck muss man allein klar kommen. Nach einem Negativ-Erlebnis ist es das Beste, wenn man sehr bald wieder das nächste Spiel hat, um es beim nächsten Mal ein­fach besser zu machen. Wir hatten in der Hin­runde oft eng­li­sche Wochen, und das war für mich immer sehr positiv.

Wie beur­teilen Sie Ihren per­sön­li­chen Sai­son­ver­lauf?

Nach zwei sehr schönen und erfolg­rei­chen Jahren für mich und die Mann­schaft war diese Saison sehr schwierig. Ich bin mit der Saison natür­lich nicht zufrieden. Durch die WM bin ich erst spät ins Trai­ning ein­ge­stiegen, hatte wenig Urlaub, und im Herbst traten bei mir Mus­kel­ver­let­zungen auf. Anfang Dezember wurde ich dann ope­riert und konnte keine rich­tige Vor­be­rei­tung mit­ma­chen. Erst Ende Februar bin ich wieder so richtig ins Trai­ning ein­ge­stiegen. Das Jahr war ins­ge­samt unbe­frie­di­gend, ganz klar.

Wie war die Stim­mung in der Mann­schaft, als Thomas Doll kurz nach der Win­ter­pause beur­laubt wurde?

Das Team und die Stim­mung waren gespalten. Auf der einen Seite wollten wir mit dem Trainer wei­ter­ma­chen, weil wir über­zeugt waren, wieder zu alter Stärke zurück­zu­finden. Wir hatten mit Thomas Doll schließ­lich zwei sehr schöne und erfolg­reiche Jahre. Doch auf der anderen Seite hatten wir nach 19. Spiel­tagen nur 15 Punkte. So ist dann halt der Fuß­ball und der Lauf der Dinge, dass der Trainer in solch einer Situa­tion ent­lassen wir, denn man kann nicht die ganze Mann­schaft ent­lassen. Das ist der Fuß­ball, das ist unser Job. Und für beide Seiten geht es danach wieder weiter.Rückblickend muss man sagen, dass der Trai­ner­wechsel richtig war, denn wir haben viele Spiele gewonnen und uns gerettet. Aber zum Zeit­punkt der Tren­nung war es nicht so ange­nehm.

Gab es einen Schlüs­sel­mo­ment, von dem an der Mann­schaft klar war, dass sie mit Huub Ste­vens wieder aus dem Tabel­le­keller raus­kommen?

Das war die Art und Weise, wie Ste­vens mit uns gear­beitet hat. Er hat von Anfang an sehr viel wert auf Dis­zi­plin, Ord­nung und Team­geist gelegt und uns das ver­mit­telt. Darauf legt er beson­deren Wert, und das hat man in den Spielen dann auch gesehen. Das hat uns die nötigen Punkte gebracht und uns letzt­end­lich gerettet. Es gab nicht diesen einen Schlüs­sel­mo­ment, aber wie wir durch sein Zutun ins­ge­samt auf­ge­treten sind, was er uns in den ersten Tagen seiner Amts­zeit ver­mit­telt hat, das war der Schlüssel zum Klas­sen­er­halt.

Welche Kon­se­quenzen hatte der Trai­ner­wechsel für Sie? Unter Doll haben Sie ja mehr gespielt als aktuell unter Ste­vens.

Für mich hatte das eigent­lich keine großen Aus­wir­kungen. Es ist klar, wenn der neue Trainer kommt, macht er sich erst ein Bild von der Mann­schaft und schaut, welche Spieler fit sind und welche im Abstiegs­kampf am meisten helfen können. Als Ste­vens kam, war ich gerade erst von meiner Ope­ra­tion genesen und noch nicht wieder hun­dert­pro­zentig fit. Somit konnte er zu dem Zeit­punkt also noch nicht hun­dert­pro­zentig auf mich zählen. Dass ich da nicht sofort gespielt habe war für mich absolut ver­ständ­lich, und ich hatte damit auch kein Pro­blem. Als ich dann wieder fit war habe ich meine Spiele gemacht und ihm gezeigt, dass er auf mich zählen kann. Ich sehe meine Nicht-Berück­sich­ti­gung in den ersten Wochen unter Ste­vens also über­haupt nicht negativ. Wenn ich in der Ver­gan­gen­heit topfit war, dann habe ich in den aller­meisten Fällen auch gespielt.

Der HSV gehört zu den besten Teams der Rück­runde. Was sind Ihre Ziele für die nächste Saison?

Dar­über haben wir noch nicht gespro­chen. Schließ­lich haben wir uns grade erst gerettet. Wir wollen die Saison ver­nünftig abschließen. Am Ende der Saison wird der Verein dann alles ana­ly­sieren, eine Pla­nung machen und dann die Ziele für die neue Saison aus­geben. So mache ich das per­sön­lich auch.

Die Spe­ku­la­tionen um einen Wechsel von Rafael van der Vaart zu Bayern Mün­chen reißen nicht ab. Hat er sich im Spie­ler­kreis ein­deutig zum HSV bekannt und gesagt, dass er auch in der nächsten Saison defi­nitiv in Ham­burg spielt?

Das weiß ich nicht, und ehr­lich gesagt, beschäf­tige ich mich damit auch nicht wirk­lich. Das ent­scheiden andere Leute: der Sport­di­rektor, der Trainer und der Prä­si­dent. Sie sind für die Zusam­men­set­zung der Mann­schaft ver­ant­wort­lich. Aber es ist klar, dass wir uns beim HSV alle freuen würden, wenn er hier in Ham­burg bleibt.

Sie sind im Jahr 2000 zur Win­ter­pause von Bremen zu Atle­tico Madrid gewech­selt. Wie kam es dazu? Von der Bun­des­liga in die 2. Spa­ni­sche Liga zu wech­seln war ja nicht gerade ein Kar­rie­re­sprung.

Es war schon immer mein Traum, eines Tages im Süden zu spielen. Nach vier Jahren in Bremen hatte ich mich ent­schlossen, den Ver­trag dort nicht zu ver­län­gern um etwas anderes zu sehen. Da kam dann das Angebot von Atle­tico Madrid. Auch wenn Atle­tico damals nur in der 2. spa­ni­schen Liga spielte, ist der Klub im Prinzip der dritt­größte Verein in Spa­nien und hat eine sehr große Fan­ge­meinde. Ich hätte sicher­lich bei keinem anderen Verein in der 2. Liga unter­schrieben. Es war das Gesamt­paket, das mich zum Wechsel bewogen hat: Sport­lich war es eine Her­aus­for­de­rung, den Auf­stieg doch noch zu schaffen, denn zum Zeit­punkt meines Wech­sels lag Atle­tico nur auf Platz 13. Auch finan­ziell war das Angebot sehr lukrativ. Madrid ist zudem eine absolut geile Stadt. Es lief dann zwar aus ver­schie­denen Gründen nicht so wie ich das gehofft hatte, doch unterm Strich war es ein wun­der­schönes Jahr. Ein Traum, den ich ein Jahr lang leben durfte. Ich kann mir gut vor­stellen, später noch mal nach Spa­nien zu gehen.

Ärgern Sie sich im Nach­hinein etwas über den Wechsel aus Bremen, wenn Sie sehen, welche Ent­wick­lung Werder nach Ihrem Weg­gang genommen hat?

Nein, über­haupt nicht. Im Nach­hinein ist man zwar immer schlauer, doch zum dama­ligen Zeit­punkt war ich mit der Ent­schei­dung absolut im Reinen, des­wegen war der Schritt für mich auch richtig. Ent­schei­dungen soll man nicht aus dem Rück­blick heraus beur­teilen, son­dern aus dem Moment, in dem sie getroffen wurden. Ich freue mich über die Ent­wick­lung von Bremen, ich hatte da eine wun­der­schöne Zeit, in der ich super betreut wurde. Werder wird richtig gut geführt, und ich kann jedem jungen Spieler nur emp­fehlen, nach Bremen zu gehen.

Haben Sie den dama­ligen – mitt­ler­weile ver­stor­benen – Atle­tico-Prä­si­denten Jesus Gil y Gil per­sön­lich kennen gelernt?

Er ist mit als ein durchaus sym­pa­thi­scher Mann begegnet. Er war ein sehr extra­va­ganter Typ, hatte immer drei Body­guards um sich herum, kam in großen Limou­sinen ange­fahren und hatte ein rie­sen­großes pom­pöses Büro, dessen Aus­maße und Aus­stat­tung man sonst nur von J.R. Ewing aus der Serie Dallas“ kennt. Aber wenn wir ver­loren haben, dann war er nicht mehr ganz so sym­pa­thisch – naja, er war eben mit Leib und Seele Fan und immer mit ganzen Herzen dabei.

Waren seine Skan­dale ein Thema im Mann­schafts­kreis?

Ich habe die spa­ni­sche Sprache erst im Laufe der Zeit erlernt, des­wegen habe ich das nicht so mit­be­kommen. Er war auch jetzt nicht ständig bei uns, son­dern nur ab und zu. Für mich war das kein Thema.

Nach nur einem Jahr in Madrid sind Sie in der Win­ter­pause 2001/02 wieder zurück in die Bun­des­liga zum HSV gekommen.

Dafür gab es ver­schie­dene Gründe. Zum einen wurde mein Gehalt nicht bezahlt, und zum anderen hatte ich eine Knie­ope­ra­tion, nach der mich der Trainer nicht mehr so oft berück­sich­tigte. Zudem galt ich als Schweizer damals noch als Nicht-EU-Aus­länder. Davon durften immer nur drei im Kader stehen. Wir waren aber viel mehr, sodass ich nicht auf­ge­stellt wurde. Ich wollte aber unbe­dingt wieder Fuß­ball spielen, habe also eine Lösung gesucht, und bin dann nach Ham­burg gewech­selt.

Ist es wahr, dass der HSV damals keine Ablö­se­summe zahlen musste, son­dern statt­dessen die Zah­lung Ihrer noch aus­ste­hender Gehälter von Atle­tico über­nommen hat?

Nein, das stimmt nicht. Ich wurde erst vom HSV aus­ge­liehen, aber dann musste der HSV keine Ablö­se­summe zahlen.

Sie sind jetzt seit 14 Jahren Profi, was hat sich in den Jahren am meisten ver­än­dert, positiv wie negativ?

Es über­wiegt das Posi­tive, aber es kommt immer darauf an, in wel­chen Ver­einen man spielt. Ich habe in den 14 Jahren gelernt, je größer der Verein ist, desto fal­scher ist das Busi­ness. Je mehr Geld im Spiel ist, desto unehr­li­cher ist das Geschäft. Es geht ums Spieler ein­kaufen und darum, diese mög­lichst mit Gewinn wieder zu ver­kaufen. Das ist leider so und wird sich in den nächsten Jahren wohl auch nicht ändern. Aber für mich über­wiegt ein­deutig das Posi­tive. Es ist ein­fach schön, wie ich überall im Aus­land auf­ge­nommen wurde. Als Fuß­baller spielt man mit Mann­schafts­kol­legen aus vielen ver­schie­denen Kul­turen zusammen. Unter­ein­ander gibt es zwi­schen den Spie­lern trotz unter­schied­li­cher Haut­farben, Reli­gionen und Kul­turen keine Schwie­rig­keiten. Es ist schön zu sehen, wie der Fuß­ball die Men­schen ver­bindet.
Profi-Fuß­baller zu sein ist ein abso­luter Traum­beruf. Ich übe mein Hobby als Beruf aus und ich möchte solange Fuß­ball spielen, wie es mein Körper zulässt. Trotz des Drucks und einiger unschöner Momente, gerade wenn es sport­lich nicht so gut läuft, ist Fuß­ball zu spielen das Schönste, was es für mich gibt.

Sie spielen in erster Linie im defen­siven Mit­tel­feld. Früher waren die Sechser immer die Staub­sauger und Was­ser­träger für die Mit­tel­feld­stars. Merken Sie, dass diese Posi­tion heute ein bes­seres Image hat als in der Ver­gan­gen­heit?

Da muss man dif­fe­ren­zieren. Unter Fuß­bal­lern und Fuß­ball-Ken­nern wird diese Posi­tion schon seit langem geschätzt und hat eine große Bedeu­tung. Aber trotzdem wird die Posi­tion und die Arbeit im defen­siven Mit­tel­feld von vielen Fans und Jour­na­listen noch immer zu wenig fach­kennt­lich gesehen. Es ist eine immens wich­tige Posi­tion. Sie erfor­dert viel stra­te­gi­sches Denken und man sollte das Spiel gut lesen können. Man ist ein Team­player, Sechser denken mehr an die Mann­schaft und sind keine Ego­isten. Es ist ein relativ unspek­ta­ku­lärer Job, der noch häufig unter­schätzt wird.

Sehen Sie sich in der Posi­tion als defen­siver Mit­tel­feld­spieler eher als Spiel­ver­hin­derer oder als Spiel­eröffner?

Man muss beides sehen. Das Spiel geht sehr oft über den Sechser. Als Sechser muss man heut­zu­tage ein guter Fuß­baller sein und den ein­fa­chen Ball spielen. Man ist ver­ant­wort­lich für den Zusam­men­halt von Defen­sive und Offen­sive und muss ein Stra­tege sein. Es ist sehr wichtig, die Drecks­ar­beit zu machen, anstatt glänzen zu wollen. Sechser wie Des­champs, Soldo oder Guar­diola haben unspek­ta­kulär gespielt, waren aber extrem wichtig für ihre Mann­schaften.

Findet heut­zu­tage mehr Tak­tik­trai­ning als früher statt?

Es kommt immer auf den Trainer an, des­wegen kann man das nicht ver­all­ge­mei­nern. Aber wenn ich die Bun­des­liga mit meinem Jahr in Madrid ver­gleiche, dann war es in Spa­nien ein­deutig mehr. Da haben wir mehr­mals die Woche Übungen im tak­ti­schen Bereich gemacht.

Was ist das Ziel der Schweizer Natio­nal­mann­schaft bei der EM 2008?

Unser pri­märes Ziel ist es, die Grup­pen­phase zu über­stehen. Das wird schwierig genug, weil es bei einer EM nur Top­teams gibt. Wenn wir das schaffen, dann ist als Gast­geber mit der Euphorie, dem Selbst­ver­trauen und dem Publikum im Rücken alles mög­lich. Wir haben eine gute Qua­lität in der Mann­schaft, viele gute Spieler, die im Aus­land spielen. Wir wollen so weit wie mög­lich kommen. Ich sage aber nicht, dass wir Euro­pa­meister werden müssen – da bin ich rea­lis­tisch. Wir sind nach wie vor eine kleine Fuß­ball­na­tion. Wir sollten uns diesen Druck nicht machen, Druck werden wir im eigenen Land schon genug haben. Es gibt in Europa nur eine Nation, die sich selbst unter großen Druck setzt und dann auch gut damit umgehen kann, und das ist Deutsch­land.

Was fehlt Ihrer Natio­nal­mann­schaft noch, damit Sie um den EM-Titel mit­spielen kann?

Momentan ist es schwer für uns, weil wir als Gast­geber auto­ma­tisch qua­li­fi­ziert sind und keine Pflicht­spiele haben. In der Schweiz errei­chen wir in den Freund­schafts­par­tien tra­di­tio­nell schlech­tere Ergeb­nisse als in Pflicht­spielen. Das ist in diesem Jahr leider wieder der Fall. Zudem kommen einige unserer Spieler im Aus­land nicht regel­mäßig zum Ein­satz. Um bei der EM etwas zu errei­chen, müssen unsere Spieler eine gute Form haben und ver­let­zungs­frei sein. Ganz wichtig ist aber, dass wir wieder mit dem Team­geist auf­treten, der uns schon bei der WM aus­ge­zeichnet hat. Wir müssen eine homo­gene und geschlos­sene Mann­schaft finden, dann haben wir das Poten­tial, eine Über­ra­schung zu schaffen. Aber dafür muss alles passen.

Ange­nommen, es kommt bei der EM zu einem Elf­me­ter­schießen. Melden Sie sich dann frei­willig als Schütze, um es besser zu machen, als Ihre Team­kol­legen bei der WM?

Ich hatte mich auch gegen die Ukraine gemeldet. Ich war als fünfter Schütze vor­ge­sehen. Wenn es bei der EM zum Elf­me­ter­schießen kommen sollte, dann stelle ich mich auf jeden Fall wieder zur Ver­fü­gung.

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